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Karl Philipp Moritz (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

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Karl Philipp Moritz (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Karl Philipp Moritz (1756-1793), Schriftsteller. Mit dem negativen Künstler- und Bildungsroman Anton Reiser (4 Bde., 1785-1790), dem ersten psychologischen Roman deutscher Sprache, schuf er eines der eindringlichsten Prosawerke der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts. Moritz wurde am 15. September 1756 in Hameln geboren und wuchs in ärmlichen, vom Pietismus der Mutter und dem Quietismus des tyrannischen Vaters geprägten Verhältnissen auf. 1763 übersiedelte die Familie nach Hannover. Fünf Jahre später begann Moritz in Braunschweig eine Hutmacherlehre, wobei die psychischen und physischen Torturen im Haushalt des sadistischen Brotherrn Lobenstein einen Selbstmordversuch nach sich zogen. 1770 brach er die Lehre ab und kehrte nach Hannover zurück. Im Jahr darauf ermöglichte ihm der Garnisonspfarrer gegen den Willen des Vaters durch Stipendium und Freitische den Besuch des dortigen Gymnasiums. Während dieser Zeit lernte Moritz August Wilhelm Iffland kennen und unternahm im Verlauf seines Theologiestudiums in Erfurth und Wittenberg seit 1776 erste Versuche als Schauspieler, die allerdings (zumeist kläglich) scheiterten. 1778 wurde Moritz Lehrer am Waisenhaus der Garnisonsstadt Potsdam, 1784 dann Gymnasialprofessor am Berlinischen Gymnasium zum Grauen Kloster; dort brachte er es bis zum Konrektor. Zuvor war er zu Fuß durch England gereist, wovon sein äußerst erfolgreicher Bericht Reisen eines Deutschen in England im Jahre 1782 (1782) Zeugnis gibt. Auch gehörte Moritz seit 1779 den Freimaurern an und suchte die Nähe des Aufklärers Moses Mendelssohn. Nach Quittierung des Schuldienstes 1786 hielt sich Moritz während der zwei glücklichsten Jahre seines Lebens in Italien auf (Reisen eines Deutschen in Italien in den Jahren 1786 bis 1788, 1792/93). Dort lernte er Johann Wolfgang von Goethe kennen, der ihn ,,wie einen jüngeren Bruder" aufnahm: Für den Dichterfürsten war Moritz ,,von derselben Art, nur da vom Schicksal beschädigt, wo ich begünstigt und vorgezogen bin". (Die Figur des Torquato Tasso aus dem gleichnamigen Drama von 1790 trägt deutlich Moritz'sche Züge.) 1788 von Goethe nach Weimar eingeladen, unterrichtete Moritz den Herzog Karl August als Privatlehrer in Englisch und begleitete ihn ein Jahr später nach Berlin. 1789 wurde der Autor auf herzoglichen Zuspruch Professor der Theorie der schönen Künste an der dortigen Universität. Neben Alexander von Humboldt besuchten auch Ludwig Tieck und Wilhelm Wackenroder seine Vorlesungen, was sich nicht zuletzt in den ästhetischen Ausführungen ihres Gemeinschaftsromans Herzensergiessungen eines kunstliebenden Klosterbruders (1797) niederschlug. 1791 stieg Moritz zum Hofrat und zum Mitglied der Preußischen Akademie der Schönen Künste auf. Eine Heirat brachte nicht das erhoffte Lebensglück: Gerade 37-jährig, starb Moritz am 26. Juni 1793 in Berlin an Tuberkulose. Posthum erschien Die neue Cecilia (1794). 2 WERK Das bedeutendste Werk von Karl Philipp Moritz ist zweifellos der stark autobiographisch gefärbte ,,psychologische Roman" Anton Reiser (4 Bde., 1785-1790), der den Autor mit einem Schlag bekannt werden ließ und Goethe zur Neufassung seines Wilhelm Meister veranlasste. Geschildert wird der desillusionierende Werdegang des Titelhelden in der Sturm-und-Drang-Periode, der mit seinen am Geniekult der Epoche ausgerichteten Idealen von lyrischer Entrückung und Flucht in literarische Terrains an der tatsächlichen ,,Prosa der Verhältnisse" (Hegel) zerbricht. Dabei nimmt Moritz entscheidende Erkenntnisse der Psychoanalyse und der Individualpsychologie vorweg. Ausgehend vom emotionslos-pietistischen Elternhaus, einer Freitischexistenz des Studenten und der gescheiterten Laufbahn als Schriftsteller und Schauspieler, kommt Reiser jegliches ,,Selbstzutrauen" abhanden. Der Protagonist verfällt immer mehr der Depression. Die letzte Hoffnung des traurigen und ,,von der Wiege an unterdrückten" Helden auf Entfaltung seiner Persönlichkeit, eine Schauspielertruppe, zerbricht an der Geldgier ihres Prinzipals. Das ,,Theater als die eigentliche Phantasiewelt sollte ihm also ein Zufluchtsort gegen alle diese Widerwärtigkeiten und Bedrückungen sein", hatte Reiser zunächst noch glauben mögen; doch lautet der lakonisch-resignative letzte Satz des Buchs: ,,Die Speichsche Truppe war also nun eine zerstreuete Herde." Mit seinem Roman wirkte Karl Philipp Moritz nachhaltig auf die Entwicklung der deutschen Literatur. Arno Schmidt etwa lobte den Anton Reiser überschwänglich als ,,Buch, wie es kein anderes Volk der Erde besitzt". Neben dem Anton Reiser schrieb Moritz u. a. Andreas Hartknopf. Eine Allegorie (1786) und Andreas Hartknopfs Predigerjahre (1790). Der darin aus Sicht seines Jüngers beschriebene ideal-utopische Werdegang des Protagonisten vom Prediger zum Märtyrer und Nachfolger Christi wird immer wieder durch bisweilen sanfte Ironie, häufig aber auch durch drastische Komik ad absurdum geführt. Poetologisch einflussreich waren zudem Moritz' Versuch einer deutschen Prosodie (1786) und seine Auseinandersetzung mit der klassischen Ästhetik Über die bildende Nachahmung des Schönen (1788). Die darin zu Tage tretende Theorie vom autonomen Kunstwerk, dem organisch ,,in sich Vollendeten", geht wohl auf die Auseinandersetzung mit Goethe zurück - jedenfalls schreibt dieser in seiner Italienischen Reise, die dort teilpublizierte Nachahmung sei ,,aus unseren Gesprächen hervorgegangen". Auch der Gedanke einer schöpferischen Eigenleistung, der ,,Tatkraft" des Dichters, wird in der Moritz'schen Poetologie hervorgehoben, ein Aspekt, der im Anton Reiser als Dilettantismus ironisiert erscheint. Moritz' zehnbändiges Magazin zur Erfahrungsseelenkunde (1783-1793), das auch Dokumente zur Vorgeschichte des Anton Reiser enthält, gilt zu Recht als erste Psychologiezeitschrift deutscher Sprache. Weitere Werke sind Beiträge zur Philosophie des Lebens (1781), das Drama Blunt (1781), Kleine Schriften, die deutsche Sprache betreffend (1781), Fragmente aus dem Tagebuche eines Geistersehers (1787), Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten (1791), Vorlesungen über den Stil (1793), Vorbegriffe zu einer Theorie der Ornamente (1793) und Allgemeiner deutscher Briefsteller (1793). Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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