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Martin Luther: Von weltlicher Obrigkeit - Anthologie.

Publié le 17/06/2013

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Martin Luther: Von weltlicher Obrigkeit - Anthologie. In seiner Schrift Von weltlicher Obrigkeit, der der folgende Auszug entstammt, entwarf Martin Luther das Bild eines ,,im Geiste Gottes" funktionierenden Staats. Charakteristisch ist zudem die Idee einer Trennung zwischen geistlicher und weltlicher Obrigkeit. Martin Luther: Von weltlicher Obrigkeit Aufs Erste müssen wir das weltliche Recht und Schwert wohl gründen, damit nicht Jemand daran zweifle, es sei von Gottes Willen und Ordnung in der Welt. Die Sprüche aber, die es gründen, sind diese, Röm. 13, 1 f.: Eine jegliche Seele sei der Gewalt und Obrigkeit untertan; denn es ist keine Gewalt ohne von Gott. Die Gewalt aber, die allenthalben ist, die ist von Gott verordnet. Wer nun der Gewalt widersteht, der widersteht Gottes Ordnung. Wer aber Gottes Ordnung widersteht, der wird selbst die Verdammnis erlangen. Ebenso 1. Petr. 2, 13 f.: Seid untertan allerlei menschlicher Ordnung, es sei dem Könige, als dem Vornehmsten, oder den Pflegern, als die von ihm gesandt sind zur Rache der Bösen und zu Lob der Frommen. Auch ist desselben Schwertes Recht von Anfang der Welt gewesen. Denn als Kain seinen Bruder Abel erschlug, fürchtete er sich so fast, man würde ihn wieder töten, daß auch Gott ein besonderes Verbot darauf legte und das Schwert um seinetwillen aufhob, und Niemand sollte ihn töten; welche Furcht er nicht gehabt hätte, wo er nicht gesehen und gehört hätte von Adam, daß man die Mörder sollte töten. Dazu hats Gott mit ausdrücklichen Worten nach der Sindflut wiederum eingesetzt und bestätigt, da er spricht 1. Mos. 9, 6: Wer Menschenblut vergießt, des Blut soll durch Menschen wieder vergossen werden. Das kann nicht als Plage und Strafe von Gott über die Mörder verstanden werden - denn viele Mörder bleiben durch Buße oder Gunst lebendig und sterben ohne Schwert -, sondern es ist von des Schwertes Recht gesagt, daß ein Mörder des Todes schuldig ist und man ihn mit Recht durchs Schwert töten solle. Wenn nun das Recht verhindert oder das Schwert säumig sein würde, daß der Mörder eines natürlichen Todes stirbt, ist deshalb die Schrift nicht falsch, wenn sie sagt: Wer Menschenblut vergießt, soll durch Menschen sein Blut vergossen werden. Denn es ist der Menschen Schuld oder Verdienst, daß solches Recht, von Gott befohlen, nicht ausgerichtet wird; wie auch andere Gottes-Gebote übertreten werden. Danach ists auch durchs Gesetz Moses bestätigt 2. Mos. 21, 14: Wer jemand mutwillig tötet, den sollst du von meinem Altar reißen, daß er getötet werde. Und dort noch einmal V. 24 f.: Ein Leib um einen Leib, ein Auge um ein Auge, ein Zahn um einen Zahn, ein Fuß um einen Fuß, eine Hand um eine Hand, eine Wunde um eine Wunde, eine Beule um eine Beule. Auch Christus bestätigt es, wenn er zu Petrus sprach im Garten: Wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen, Matth. 26, 52. Welches auch gleichwie das 1. Mos. 9, 6 zu verstehen ist: Wer Menschenblut vergießt ec. Und ohne Zweifel deutet Christus mit diesem Wort eben dahin und führt denselben Spruch damit ein und will ihn bestätigt haben. Ebenso lehrt auch Johannes der Täufer; als die Kriegsknechte ihn fragten, was sie tun sollten, sprach er: Tut niemand Gewalt noch Unrecht, und laßt euch an eurem Sold begnügen. Wäre das Schwert nicht ein göttlicher Stand, sollte er sie heißen abtreten, weil er das Volk vollkommen machen und recht christlich unterweisen sollte; also daß es gewiß und klar genug ist, wie es Gottes Wille ist, das weltliche Schwert und Recht zu handhaben zur Strafe der Bösen und zu Schutz der Frommen. Aufs Andere. Dagegen spricht nun, daß Christus sagt Matth. 5, 38 f.: Ihr habt gehört, daß den Vorigen gesagt ist: Ein Auge um ein Auge, ein Zahn um einen Zahn. Ich aber sage euch, man solle keinem Übel widerstehen, sondern wenn dich Jemand auf die rechte Backe streicht, dem halte auch die andere dar; und wer mit dir rechten will, daß er dir den Rock nehme, dem laß auch den Mantel dazu; und wer dich eine Meile zwingt, mit dem gehe zwei Meilen. Ebenso Paulus Röm. 12, 19: Meine Liebsten, schützt euch nicht selbst, sondern gebt Raum Gottes Zorn, denn es steht geschrieben: die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr. Ebenso Matth. 5, 44: Habt lieb eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen. Und 1. Petr. 3, 9: Niemand bezahle Böses mit Bösem, noch Scheltwort mit Scheltwort ec. Diese und dergleichen Sprüche lauten entschieden so, als sollten die Christen im Neuen Testament kein weltliches Schwert haben. Deshalb sagen auch die Sophisten, Christus habe Moses Gesetz damit aufgehoben, und machen aus solchen Geboten Ratschläge für die Vollkommenen und teilen die christliche Lehre und Stand in zwei Teile. Einen nennen sie den vollkommenen, dem urteilen sie solche Ratschläge zu; den andern den unvollkommenen, dem rechnen sie die Gebote zu. Und tun dasselbe aus lauter eigenem Frevel und Mutwillen ohne allen Grund der Schrift, und sehen nicht, daß Christus an demselben Ort seine Lehre so hart gebietet, weil er auch das Kleinste nicht aufgelöst haben will, und verdammt die zur Hölle, die ihre Feinde nicht lieb haben. Darum müssen wir anders dazu reden, damit Christi Worte Jedermann verständlich bleiben, ob er nun ,,vollkommen" oder ,,unvollkommen" ist. Denn Vollkommenheit und Unvollkommenheit steht nicht in Werken, macht auch keinen besondern äußerlichen Stand unter den Christen, sondern steht im Herzen, im Glauben und Liebe, daß, wer mehr glaubt und liebt, der ist vollkommen, ob er nun äußerlich ein Mann oder Weib, Fürst oder Bauer, Mönch oder Laie ist. Denn Liebe und Glaube machen keine Sekten noch Unterschiede äußerlich. Rolf Günter Renner: Klassiker deutschen Denkens. Band 1: Vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert. Freiburg i. Br., Basel, Wien 1992, S. 97-99 Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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